Vectoring – Segen oder Fluch? Monopolisierung oder freie Marktwirtschaft.

Vectoring und seine Ursprünge

Die Entwicklung von DSL-Vectoring geht auf die Bell Labs , die von Alcatel Lucent entwickelt worden ist, zurück. Im Unterschied zu den anderen DSL-Praktiken wird hier die Bell Labs nicht mehr als das Adernpaar, das sich in der Telefonleitung befindet, für den Anschluss angesehen, sondern der gesamte Kabelstrang als Ganzes.

Dadurch wird es möglich sein, auftretende Störungen (Doppelbesprechungen, Nebensprechen etc.) mit sehr komplexen Algorithmen zu unterdrücken.

Bisherige DSL Verfahren

Die bisher eingesetzten DSL-Verfahren haben hauptsächlich mit einem Nachteil zu kämpfen. Auf den Kupferkabeln werden mittlerweile Frequenzen im Megahertz-Bereich verwendet, während die bisher eingesetzte Kabellösung nur für wenige Kilohertz (ursprünglich Nutzung nur für Telefonie) ausgelegt ist.

In der Praxis entstehen dadurch gleichzeitig mehrere Probleme. Das heutige System strahlt Störungen auf die benachbarten Adernpaare ab, so das hier nicht das volle Frequenzspektrum genutzt werden kann . Dies hat zur Folge, das beim Kunden nicht mehr die maximale Bandbreite ankommt. Ein weiterer Nachteil ist, das nicht alle Adernpaare eines Telefonkabelstranges für DSL genutzt werden können.

Zusätzlich kommt noch hinzu, dass die Reichweite zum Empfang des DSL-Signals in störungsfreier Ausführung begrenzt ist.

Aus diesem Grund wird bei VDSL von der Vermittlungsstelle bis hin zu den Kabelverzweigstellen (siehe hierzu die grauen Schaltkästen an den Straßenrändern) Glasfaser eingesetzt und nur beim Anschluss vom Schaltkasten bis zur Wohnung des Anwenders wird das klassische Telefonkabel verwendet.

Doch selbst hier kommt es vor, dass das Nebensprechen sich störend bemerkbar macht. Hier gelten in der Praxis Entfernungen von 300 bis 500 Metern und Bandbreiten, die bis zu 50 Mbit/s erreichen.

Vectoring – Pro und Contra

Vorteile:

  • Reichweite bis zu 1000 Meter (derzeit 300 – 500 Meter) möglich
  • Hohe Geschwindkeit in Relation zu Kosten
  • Niedrige Kosten – Breitbandanforderung bis 2020 erfüllbar

Nachteile:

  • Keine eigene Vermarktung der vielen Service-Provider und Netzbetreiber
  • Nur ein Anbieter je Telefon/Kabelstrang möglich

DSL Vectoring

Mit Hilfe von Vectoring sollen jetzt VDSL Entfernungen von bis zu 1000 Metern per Kupfer-Telefonkabel überbrückt werden, und dies mit Bandbreiten von bis zu 100 Mbit/s. Zusätzlich gibt es im heiß umworbenen Breitbandmarkt noch einen weiteren Vorteil.

Aufgrund der Berechnungen von Alcatel-Lucent betragen die Kosten für eine VDSL-Vectoring-Anbindung nur ein Drittel der Investitionskosten , die bisher für den Glasfaserausbau bis hin zum entsprechenden Gebäude erforderlich waren.

Dadurch sind die Netzbetreiber bis 2020 in der Lage, die von den Kunden zu erwartenden Breitbandanforderungen mit sehr niedrigen Kosten umzusetzen.

Der Haken von Vectoring

Um beim Vectoring die Störungen hervorgerufen durch Wechselseitigkeit der einzelnen Leitungen in einem Kabelbündel zu unterdrücken, müssen diese Kabelbündel koordiniert bearbeitet werden. Das bedeutet, dass alle Adernpaare eines Telefonkabels im Gesamten gemanagt und kontrolliert werden müssen.

Ein nicht zu verachtender negativer Aspekt von Vectoring liegt in der deutlich erhöhten Stromaufnahme im Vergleich zu alternativen Glasfaserkabeln. Bei Flächendeckender Vectoringtechnologie ist nach Schätzungen mit 200 Millionen Euro Mehrkosten zu rechnen.

Wie so oft wird sicherlich nicht der Betreiber die Kosten tragen.

Dieses Verfahren mit Vectoring widerspricht dem in Deutschland stattfindenden Regulierungsgedanken der sog. entbündelten Teilnehmeranschlussleitung (TAL). Diese Verfahrensweise erlaubt es jedem Service-Provider oder Netzanbieter, von der Telekom nur die entsprechende Kupferader anzumieten, um dann mit der eigenen Technik eigene Telefon- oder DSL-Angebote zu vermarkten.

Wenn DSL-Vectoring zum Einsatz kommen würde, wäre es in dieser genannten Form nicht umsetzbar. Zusätzlich birgt es ein weiteres Problem, zwei Anbieter zur gleichen Zeit gemeinsam in einem Telefonkabelstrang mit Anbindung an die  Vectoring-Technologie wären nicht möglich.

Monopolisierung durch Telekom-Vectoring?

 

Planungen der Telekom ihr Vectoring exklusiv (also nur über die Telekom AG) auf den Markt zu bringen, scheiterten rasch. Kurz nachdem das Konzept der Öffentlichkeit präsentierte wurde, war der Aufschrei bei den konkurrierenden Wettbewerbern entsprechend groß, die Telekom konnte ihre Pläne nicht durchsetzen und brachte bei der Bundesnetzagentur einen Kompromiss-Vorschlag ein. Dieser Antrag wurde von den Wettbewerbern vehement zurückgewiesen und im Zuge dessen warfen sie der Telekom AG vor, dass sie eine Remonopolisierung anstrebe. Die Angelegenheit ging wieder zur Bundesnetzagentur und wird dort unterdessen verhandelt.

 

Wir können gespannt sein…

 

 

 


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